Matinee im Cuivillierstheater (25. Mai 2003)

 

Viel Anspannung ist zu spüren, schon im Hof der Residenz. Kurze Probe im Freien!

Unser „Max“ hat seine Jungs mal wieder im Griff! Noch mal die Vokale und Konsonanten geübt, also irgendwas mit „susa–susa-susa, oder auch suja-suja-suja, so ähnlich klingt das jedenfalls. Höchste Konzentration in allen Gesichtern!

Das Hübsche allerdings an diesen Übungen sind die Gesichtsmimiken: Beim „suja“ gehen gleichzeitig die Augenbrauen nach oben, die untere Gesichtshälfte wird spitz, die obere ganz faltenfrei. Vielleicht sollten wir Mädels diese Übungen als morgendliche Gymnastik machen.

Es sind noch ca. 60 Minuten bis zum Auftritt und das Programm des Chors ist höchst anspruchsvoll. Verständlich daher die Anspannung.

Auf der Bühne werden weitere Passagen angesungen, die Aufstellung koordiniert, währenddessen wird die Beleuchtung eingestellt. Damit keiner glänzt! Die Gäste sind auch schon da. Das Vokalensemble der Magdeburger Polizei, gegründet 1999 aus dem Magdeburger Polizeichor heraus, in München besetzt mit 3 Damen und drei Herren unter der Leitung von Diplommusiker Peter Petkow. Das Bläserensemble des Musikkorps der Bayerischen Polizei unter der Leitung von Peter Schumann darf natürlich nicht fehlen. Beide Gruppen tun es dem Chor der Polizei München nach und stimmen sich auf Akustik und Optik des Theaters ein. Die verbleibende Zeit bis zum Auftritt nutzt jeder Sänger auf seine eigene Art und Weise. Ich stehe oben in der Loge und beobachte, wie sich die „Gelbröcke“ wie kleine bunte Punkte vereinzelt in den Sitzreihen des Theaters niederlassen und Ihre Texte noch mal durchgehen.

Auch in den Seitenlogen sieht man sie sich sammeln. Die Fotografin steht schon parat und sucht sich die besten Winkel. Manche der Sänger nesteln noch aufgeregt an ihren Fliegen herum, zum Schluss sitzen aber alle perfekt!

Mein Platz befindet sich in der ersten Reihe. So habe ich auf unseren Dirigenten den besten Blick. Und auf all die gewienerten Schuhe und auf den nicht ganz so sauber geputzten Flügel. Aber der hat so seinen Charme und klingt auch klasse! Besonders unter den flinken Fingern von Max Eberl. Ich sehe mich im Theater um und bemerke mit Freude, dass es sich immer weiter füllt. Die Gästeliste ist mal wieder reich besetzt; alle Ehrengäste sind erschienen.

Manfred Stelzer begrüßt in seiner wie immer sehr amüsanten Art die Konzertgäste. Wer ihm wohl seine Reden schreibt?
Dann geht es endlich pünktlich los und eingestimmt wird die Matinee vom Bläserensemble mit dem Stück „La Rejoussance“ von Händel. Es ist für mich immer ein Wunder, wie man mit diesen Blasinstrumenten solche Stücke spielen kann.

Fortgesetzt wird vom Münchner Polizeichor mit der „Kantate“ von Schubert. Anschließend hören wir „die Liebe“ von Richard Strauß aus Herders „ Stimmen der Völker“ (Johann Gottfried Herder, geboren am 25.8.1744 in Mohrungen. Sohn eines Kantors und Volksschullehrers. Ärmliche Jugend. Lateinschule. Kopist bei einem Diakon. Autodidakt. Bildung durch die Pfarrbibliothek. 1762-1764 Studium in Königsberg: Medizin, Theologie und Philosophie.

Nach Aufgabe seiner Ämter 1769 Fahrt nach Paris, dort Hinwendung zum "Sturm und Drang". Auf Goethes Veranlassung 1776 nach Weimar. Herder starb am 18.12.1803 in Weimar.)
Ein sehr schweres Lied und es bedarf viel Können, um dieses Stück zu präsentieren. Viele Molltöne und der schwere Text haben unseren Chor sicherlich einige Zeit in den Proben schwitzen lassen.

 

Gemeinsam mit Max Eberl ist dem Chor hier wieder mal ein Glanzstück gelungen. Nach Ende des Stückes konnte ich Erleichterung in den Gesichtern der Sänger erkennen und auch Max Eberl nickte sehr anerkennend. Dazwischen das Bläserensemble mit „Rondeau“ von Jean J. Mouret. Gefolgt darauf wieder ein Höhepunkt „Gott meine Zuversicht“ von Franz Schubert vom Vokalensemble der Polizei München. Wieder eine Glanzleistung, denn auch dieses Lied hat es in sich und ich bin ganz hin und weg von diesen „Männecken“! Meine Nachbarn um mich herum tuscheln auch schon ganz aufgeregt! Einen Abschluss zum Übergang zum Vokalensembles aus Magdeburg bildet „Allegro grazioso“ von Ludwig Maurer, gespielt vom Bläserensemble. Wahrscheinlich bin ich genauso aufgeregt, wie die sechs Magdeburger da oben, denn nicht jeden Tag hört man Damenstimmen in den Chorkonzerten. Deswegen wird sicherlich eine Umstimmung im Gehör stattfinden müssen, also raus jetzt mit den tiefen Bässen.

 

 

Gestartet wird mit Ave Maria und ich zolle jede( r )m SängerIn den höchsten Respekt, der/die dieses Stück gutvorzutragen weiß. Gratulation also an die Magdeburger. Überhaupt war das Programm sehr abwechslungsreich gestaltet und vom lateinischen zum englischen, kurz mal rüber geschwenkt zur russischen Volksweise, wieder in deutschen Landen, und dann eingetaucht in die Welt des Films, nämlich als Sahnehäubchen „Die Rose“ (im Original gesungen von Bette Midler „the rose“). Tolles Programm, klasse! Wir alle genießen die Magdeburger in vollen Zügen! Was mir besonders auffällt, die sechs strahlen dort auf der Bühne regelrecht um die Wette. Schön, dass Musik soviel Spaß machen kann! Weiter geht es mit der Annen-Polka mit dem Bläserensemble, ein beschwingtes Stück, animiert mich fast zum Tanzen! Der imposante, gelb befrackte Männerchor steht wieder auf der Bühne.

Allein die Titel der kommenden Lieder sagen einiges aus. Die Sterne blinken lustig und dann wird auch noch reiner Wein von Kurt Lissmann eingeschenkt. Was wiederum mit der Zecherweisheit von Bernhard Weber unterstrichen wird. Fröhliche Gesichter in den Chorreihen!
Allerdings musste ich mich doch schon sehr darüber amüsieren, als das Vokalensembles des Polizeichors München die „Ilsebill“ besang. Während des Vortrages wurde das Lächeln sämtlicher Chormitglieder immer breiter, der „Max“ immer temperamentvoller in seinen Bewegungen und das Ensemble grinste frecher. Das ist auch meinen Mitzuschauern aufgefallen!

Als seien sie sich dessen bewusst, was sie da gerade vortragen, setzen sie alle im schönen alten Volkslied „ Muß i denn zum Städtele hinaus“ gleich auf Rückzug. Und unterstreichen es auch noch mit dem Chor der Gefangenen aus Nabucco, sehr aufschlussreich. Aber Giuseppe Verdi wäre hoch erfreut über die Sangeskunst der „Gelbröcke“. Ich krieg jedenfalls immer wieder eine Gänsehaut, wenn dieser Vortrag kommt.

Zu guter Letzt:
Was einen immer wieder in Erstaunen versetzt, ist der Ideenreichtum von Max Eberl, der im Programm immer wieder für Überraschungen sorgt. Das Repertoire dieses Chors ist unglaublich vielseitig und es macht Spaß, für die „Gelbröcke“ gepaart mit einem „Schwarzrock“, Werbung zu laufen und Familie und Freunde zu den Konzerten mitzubringen!
Auch diese Matinee wurde von allen Künstlern exzellent dargeboten, die Stücke sehr liebevoll ausgewählt und mit viel Leidenschaft vorgetragen (wo ich wieder bei „Ilsebill“ wäre). Den Magdeburgern ein großes Kompliment, sie haben den Sonntagmorgen wunderschön bereichert. Großen Dank auch an das Bläserensemble, das für schöne Stimmungen gesorgt hat und dem Konzert das I-Tüpfelchen gab.

Es war insgesamt eine sehr anspruchsvolle Darbietung und wir können allen Sängerinnen, Sängern und Bläsern nur ein herzliches Dankeschön aussprechen, mit der Bitte, unbedingt so weiterzumachen!!!


Susanne Hoffmeister
Richard Nürnberger

 

 

 

 

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